Commerzbank: Bund verschiebt den Ausstieg aus der Großbank

In der Finanzkrise hatte die Commerzbank staatliche Hilfen bekommen, der Bund dafür Anteile an der Großbank. Nun sollte eigentlich der Ausstieg vollzogen werden, doch wie oftmals im Leben kommt es anders als man denkt – und die Commerzbank hat die Bundesrepublik Deutschland als Anteilseigner auch weiter im Nacken.

17 Prozent hält der Bund noch von der Commerzbank, die Anteile liegen beim SoFFin, dem Rettungsfonds und seit gestern ist klar: die Anteile bleiben vorerst da, wo sie sind. Dies hat auch einen einfachen Grund, der zwar ein wenig unter den Tisch fällt auf den ersten Blick, aber der deutlich wird, wenn man sich die Zahlen ansieht. Mehr als fünf Milliarden Euro hatte der Bankenrettungsfonds Ende des Jahres 2008 in die taumelnde Commerzbank gesteckt, inzwischen sind die Aktien der Bank deutlich weniger werden, der Verlust für den Bund läge bei mehr als 3,7 Milliarden Euro, würde sie die Commerzbank-Anteile jetzt schon abstoßen.

Deshalb wird der verschobene Ausstieg damit begründet, dass derzeit keine Gespräche mit Interessenten stattfinden, welche die mit 17 Prozent nicht gerade wenigen Anteils des Bundes kaufen könnten. Die Hoffnung dahinter ist deutlich: dass Commerzbank-Chef Blessing endlich Erfolg hat mit seinem Umbau der Bank und die Anteile damit eines Tages deutlich mehr wert sein könnten. Bislang sieht es jedoch noch nicht wirklich danach als, als wäre der Weg der Bank, deren Internettochter comdirect sich nicht zuletzt dank attraktiver Angebote beim Festgeld und Depot einer wachsenden Beliebtheit erfreut, auf der Erfolgsspur angekommen.

Der Absturz der Commerzbank-Aktie ist indes fast schon als tragisch zu bezeichnen. Vor fünf Jahren lag der Preis des Papiers noch bei 126,35 Euro, inzwischen ist das Wertpapier nur noch 6,60 Euro wert. Die Aktionäre mussten beim Absturz der Aktie innerhalb von fünf Jahren mit einem Minus von 94,82 Prozent leben, binnen drei Jahren verlor die Aktie der Commerzbank 82,72 Prozent, und im laufenden Jahr bereits 41,29 Euro, nachdem das Papier mit 11,14 Euro in das Jahr 2013 gestartet war.

Die Commerzbank-Aktie hat sich für Anleger damit in den letzten Jahren als regelrechtes Euro-Grab erwiesen, und es wird kaum jemanden verwundern, dass der Bund vorerst nicht über einen Ausstieg aus der Bank nachdenkt – selbst wenn kurzzeitige Gerüchte viele Anleger durchaus verwirrten. Ob der Absturz der Aktie weitergehen wird, wird sich zeigen müssen, viel Luft nach unten ist nicht mehr für die Bankaktie. Aber es wird sich auch zeigen müssen, ob der Umbau der Commerzbank irgendwann gelingen wird oder ob es eben nicht doch an der Zeit ist, dass der Chef seinen Hut nimmt und einen anderen ans Ruder lässt, der das sinkende Schiff rechtzeitig an Land zieht, bevor es ganz untergegangen ist.

Autor: Christel Weiher