Um es vorweg zu nehmen, auch wenn die Deutsche Bank nicht mehr zwingend zu den Global Players zählt, in der Höhe der Bußgelder schafft sie es im Jahr 2020 weltweit auf Platz sieben. Das irische Finanzanalysehaus hat aktuell seinen Jahresbericht zu den Bußgeldzahlungen der Banken weltweit veröffentlich. Die Zahlen sind beeindruckend.1
Das Wichtigste in Kürze:
- Weltweit wurden die Banken im Jahr 2020 mit 8,39 Milliarden Euro Bußgeldern belegt.
- US-Banken an der Spitze, Deutsche Bank „schafft“ es auf Rang sieben.
- Häufigster Vorwurf waren Verstöße gegen Geldwäsche und Compliance.
- Das Baltikum stand bei Geldwäsche immer wieder im Fokus.
America first
Donald Trumps Slogan „America first“ trifft auch auf die US-Finanzinstitute zu, wenn es um die Strafzahlungen im Jahr 2020, Stand Oktober, geht. In der Summe wurden 8,93 Milliarden Euro an Bußgeldern verhängt. Die US-amerikanischen Banken zahlten davon stolze 6,44 Milliarden Euro, 72,2 Prozent. Alleine Goldman Sachs wurde mit 3,39 Milliarden Euro zur Kasse gebeten. Hier die Top Ten weltweit:
Rang | Bank | Staat | Betrag in Mrd. Euro |
---|---|---|---|
1 | Goldman Sachs | USA | 3,39 |
2 | Wells Fargo | USA | 2,53 |
3 | Westpac | Australien | 0,77 |
4 | Bank Hapoalim | Israel | 0,76297 |
5 | Swedbank | Schweden | 0,36 |
6 | Citigroup | USA | 0,34017 |
7 | Deutsche Bank | Deutschland | 0,12652 |
8 | Scotia Bank | Kanada | 0,10768 |
9 | TD Bank | USA | 0,10309 |
10 | SEB Bank | Schweden | 0,09618 |
Die Gründe
Spannend sind natürlich die Gründe für die Verurteilungen. Goldman Sachs half beim Aufbau eines Staatsfonds, der letztendlich nur als Sparschwein für einige Wenige diente. Wells Fargo arbeitet über Jahre hinweg mit Millionen von Fake-Konten, um „besser da zu stehen“.
Der Westpac wurde nachgewiesen, dass sie die größte Geldwäsche in Australien ermöglichte. Die israelische Bank Hapoalim und ihre schweizerische Niederlassung wurden zum einen die Beihilfe zur Steuerhinterziehung nachgewiesen, zum anderen ein Fall von Geldwäsche.
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Der Swedbank wurde eine defizitäre Kontrolle der Geschäftsführung im Zusammenhang mit Geldwäsche im Rahmen von Geschäften im Baltikum zum Verhängnis. Die Citibank hat eigentlich nichts gemacht. Das allerdings im Zusammenhang mit Datensicherheit, Präventionen zur Geldwäsche und Controlling.
Die Deutsche Bank musste für ihre Geschäftsbeziehung mit Jeffrey Eppstein und damit einhergehenden Compliance-Verstößen büßen. Bei Eppstein handelte es sich um einen ehemaligen Investmentbanker und verurteilten Sexualstraftäter, der in der Untersuchungshaft im Jahr 2019 verstarb. Außerdem wurden der Deutsche Bank Compliance Vergehen bei Geschäften mit Geldwäschehintergrund mit der Danske Bank im Baltikum vorgeworfen.
Die Bank of Nova Scotia (Scotia Bank) machte sich eines ganz klassischen Vergehens schuldig. Sie wurde der nachgewiesenen Marktmanipulation beim Rohstoffhandel beschuldigt. Der Vorwurf gegenüber der TD Bank gilt in Bankenkreisen nach wie vor eher als Kavaliersdelikt. Das US-Haus hatte seinen Kunden nicht gerechtfertigte Gebühren in Rechnung gestellt.
Die SEB Bank beging einen in Skandinavien offensichtlich häufiger auftretenden Fehler. Ursache für die Strafzahlungen waren Missstände bei Compliance in Zusammenhang mit Geldwäsche.
Bemerkenswert ist, dass sich in der Spitzengruppe der zehn Banken mit den höchsten Strafen nur ein Fall der Marktmanipulation findet. Der ehemalige Bonus-König der Deutschen Bank, Christian Bittar, hatte sich seinerzeit wegen Marktmanipulationen beim EURIBOR massiv strafbar gemacht.2 Klarer Spitzenreiter sind heute Vergehen im Zusammenhang mit Geldwäsche.
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Weiterführende Informationen
- The Bank fines 2020 report – The Finbold report
- Bonuskönig der Deutsche Bank auf freiem Fuß – F.A.Z., 12.10.2020