Dispozinsen – Transparenz bei Banken weiter Fehlanzeige

Am 2. Oktober des Jahres 2012 war die Deutsche Kreditwirtschaft mit der damaligen Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner zu einem Spitzentreffen zusammengekommen. Damals wurde vereinbart, dass »– wo erforderlich – Maßnahmen zur größeren Transparenz geprüft werden« sollen.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2015. Knapp drei Jahre nach diesem damals sehr wichtigen Treffen, hat sich wenig getan in Sachen Transparenz. Heute hat die Stiftung Warentest ihre neuesten Ergebnisse hinsichtlich der Zinsen für Dispokredite veröffentlicht. Dabei traten erschreckende Fakten zu Tage. Trotz der niedrigen Zinsen für Kredite gibt es immer noch Geldinstitute, die Dispozinsen von bis zu 16 Prozent p.a. (!!!) berechnen.

Dazu kommt die weiter mangelnde Transparenz der Banken. Hierzu wird die zur Stiftung Warentest gehörende Zeitschrift Finanztest wieder deutlich: »Dabei hüten viele Banken die Höhe des Zinses wie ein Staatsgeheimnis. Sie ignorieren Appelle von Politik und Bankenverbänden, die genaue Höhe in ihren Filialen oder auf ihren Internetseiten zu veröffentlichen.«

Stiftung Warentest wollte Dispo-Zinssätze von 1.472 Banken ermitteln

Nach wie vor lassen sich viele Banken und Sparkassen nicht in die Karten schauen, wenn es um die Höhe der Zinsen für Dispokredite geht. Dies zeigt der aktuelle Dispozinsen Test 2015, der die bereits vorangegangenen Testergebnisse bestätigt: Viele Geldinstitute in Deutschland halten offenbar immer noch nicht viel von Transparenz. Weder gegenüber Finanztest noch gegenüber den eigenen Kunden.

Von den 1.472 Banken, bei welchen die Tester der September-Ausgabe der Zeitschrift nachgefragt hatten, antworteten mit 424 Banken gerade mal gut 28 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss: Weit mehr als 2/3 der Banken, bei denen Finanztest nach den aktuellen Dispozinsen nachgefragt hatte, wollten keine Antwort geben.

»1.048 meldeten sich nicht.« schreiben die Tester dazu in ihrer die Testergebnisse begleitenden Presseerklärung. Erneut zeigt sich damit, worüber seit vielen Jahren gestritten und diskutiert wird: die mangelnde Transparenz der Geldinstitute.

Nach Ansicht von Finanztest Verstoß gegen die Preisangabenverordnung

Gelbes Verkehrsschild mit schwarzem Ausrufezeichen
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Bei den Banken und Sparkassen, bei denen es weder eine Antwort noch Informationen im Internet zu finden gab, wurden von Stiftung Warentest Tester in die jeweiligen Filialen geschickt, um die Höhe der Dispozinsen herauszufinden. Dabei zeigte sich, dass selbst beim Preisaushang nicht immer mit der vom Gesetzgeber in diesem Bereich geforderten Transparenz vorgegangen wird.

Stiftung Warentest dazu: »Bei knapp 60 Banken sind die Angaben zum Dispozins unvollständig. So ist die Höhe des Dispozinses für Verbraucher nicht erkennbar, wenn im Preisaushang zum Beispiel: „Referenzzins + 11%“ oder „Bonitätsabhängig: max. 12,95 Prozent“ steht.« Unklar seien die Konditionen auch, wo nur der günstige Dispozinssatz angegeben wird für ein teures Premiumkonto, so die Tester.

Nach Ansicht der Redaktion der Zeitschrift „Finanztest“ verstoßen die Banken damit gegen die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Preisangabenverordnung, die PAngV.

Gravierende Zinsunterschiede zwischen Testsieger und höchstem Dispozinssatz

Wie auch der neue Test in Sachen Dispozinsen zeigt, gibt es immer noch gravierende Unterschiede. Von 4,49 Prozent p.a., welche der erneute Testsieger, die Deutsche Skatbank, berechnet. Geht es bis zu 16 Prozent p.a., die abhängig von der Bonität des Kunden (!), von der Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut (Bayern) berechnet werden. Immerhin gab es einen Rückgang der Anzahl der Banken, welche für den Dispokredit mehr als 13,00 Prozent p.a. berechnen. Diese sank von 35 Geldinstituten im Jahr 2014 auf elf Banken bei der aktuellen Erhebung.

Kaum gesunkene Dispozinsen

Seit dem vergangenen Jahr hat sich viel getan bei den Kreditzinsen. Sowohl im Bereich der Konsumentenkredite, wie auch im Bereich der Baufinanzierungen ging es nach unten mit den Zinsen. Nur im Bereich der Dispokredite hat sich kaum etwas verändert. Wie die Stiftung Warentest heute berichtet »[…] sind die Dispozinsen im Schnitt gegenüber 2014 um 0,4 Prozentpunkte gesunken.« D. h. es hat sich kaum etwas getan bei der Höhe der Zinsen. Während einige Banken tatsächlich an den Zinsen für Dispokredite geschraubt haben, müssen andere im gleichen Zeitraum starr an ihren bisherigen Dispozinsen festgehalten haben. Nur so ist dieser geringe Wert von 40 Basispunkten Rückgang bei den Zinsen insgesamt wohl zu erklären.

Durchschnittlicher Zinssatz immer noch über 10 Prozent

Diese Theorie wird bekräftigt durch die Tatsache, dass der durchschnittliche Zinssatz laut der Erhebungen von Finanztest bei 10,25 Prozent p.a. liegt. Nach Angaben der Tester spült dabei jeder einzelne Prozentpunkt, der bei einem Dispokredit verlangt wird »pro Jahr 345 Millionen Euro in die Kassen der Banken.«

Damit ist und bleibt der Dispokredit wohl eine der wichtigsten Einnahmequellen der Banken und Sparkassen in Deutschland. Verdienen sie doch so offensichtlich sehr gut an den hohen Dispozinsen.

Deutsche Kreditwirtschaft gibt Stellungnahme ab

Die Banken und Sparkassen in Deutschland haben über ihren Dachverband, die Deutsche Kreditwirtschaft, eine Stellungnahme zu den Ergebnissen des Dispokredit Test 2015 abgegeben.

In dieser heißt es: »Dispositionskredite sind nur als besonders kurzfristig nutzbares Angebot für die Kunden, ihre finanzielle Flexibilität zu steigern, gedacht.« Dem von der Zeitschrift Finanztest insgesamt berechneten Durchschnittszinssatz wird zudem deutlich widersprochen. Die Deutsche Kreditwirtschaft dazu: »Gemäß Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juli 2015 lag der durchschnittliche Dispozinssatz im Mai 2015 bei 8,83 Prozent.«

Damit unterscheiden sich der von der Zeitschrift Finanztest erhobene durchschnittliche Zinssatz für Dispokredite deutlich von der Erhebung der Interessenvertretung der Kreditwirtschaft.

Außerdem weist die Deutsche Kreditwirtschaft zum wiederholten Male darauf hin, dass Dispokredite nur kurzfristig zu nutzen seien. Hierbei müssen wir der Dachorganisation Recht geben. Auf mittlere und lange Sicht bringen solche Kredite finanzielle Schäden statt eine finanzielle Erleichterung für die Kreditnehmer mit sich. Deshalb können wir hinsichtlich der nach wie vor oft hohen Dispozinsen nur eine Empfehlung geben:

Teure Dispokredite rechtzeitig umschulden!

Für die Kunden sind die hohen Dispozinsen eine finanzielle Belastung, die so manch einen von einer Verschuldung in eine Überschuldung geführt haben und führen wird. Deshalb ist dringend zu raten, seinen teuren Dispokredit auf einen günstigen Ratenkredit umzuschulden. Dies sollte rechtzeitig geschehen, bevor aufgrund der schlechter werdenden Bonitätseinstufung durch Rückzahlungsprobleme kein günstiger Kredit mehr zu haben ist.

Zahlreiche Banken bieten im Jahr 2015 günstige bis sehr günstige Ratenkredite an. Wir empfehlen hierfür, einen Kreditrechner zu verwenden, um für sich den passenden Kredit zum Umschulden des Dispokredits zu finden.

Rahmenkredit als Alternative zum Dispokredit

Frau stapelt Münzen. Geld sparen für die Zukunft.
© Fotilia.com – Gina Sanders

Anstatt hohe Zinsen für Dispokredite zu bezahlen, empfehlen wir bereits seit längerem, sich nach einer Alternative umzusehen. Diese sind in Rahmenkrediten, die auch als Abrufkredite bezeichnet werden.

Rahmenkredite funktionieren ähnlich wie Dispokredite, unterscheiden sich aber in einem sehr wichtigen Punkt vom Dispo. Solche Abrufkredite laufen, anders als der Dispokredit, getrennt vom Girokonto. Während der Dispokredit und das Girokonto stets miteinander verknüpft ist, laufen Abrufkredit und Girokonto völlig getrennt voneinander.

Das bedeutet: Die Bank kann zwar den Abrufkredit kündigen, aber nicht gleichzeitig das Girokonto blockieren, wenn ein Kunde nicht mehr in der Lage dazu ist, seinen Kredit auf Abruf zurückzuzahlen.

Zudem sind Rahmenkredite oft günstiger als gängige Dispokredite. Dies hängt von der kreditgebenden Bank ab, weshalb wir auch für Abrufkredite einen Vergleich empfehlen. Nur so können die verschiedenen angebotenen Rahmenkredite auch gesichtet werden um darunter den passenden Abrufkredit für sich zu finden.

Fazit

Letzten Endes ist es immer der Kunde, der selbst entscheidet, ob er bereit ist, die hohen Dispozinsen seiner Bank oder Sparkasse hinzunehmen. Mittlerweile ist es so einfach geworden, ein neues Girokonto zu finden. Vor allem aufgrund der hohen Zahl der Geldinstitute. Dadurch muss kein Verbraucher auf Gedeih und Verderben bei einer Bank ausharren muss, die ihren Dispokredit zu teuren Zinsen anbietet.

Die Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es immer so schön. Dies ist vor allem aufgrund der stetig gewachsenen Zahl von Direktbanken in Deutschland immer mehr zur Realität geworden. Der Bankenmarkt ist längst nicht mehr so überschaubar wie früher. Was Verbraucher gleichzeitig viel mehr Möglichkeiten denn früher bietet ein neues Girokonto zu finden.

Wir als Redaktion empfehlen: Teure Dispozinsen nicht weiter hinzunehmen, sondern den Dispokredit durch einen günstigeren Ratenkredit umzuschulden. Soll weiter ein Kredit auf Abruf bestehen, ist ein Rahmenkredit, wie bereits oben geschrieben, eine oft weit günstigere Alternative.

Ansonsten gilt: Dispokredite sind kurzfristige Kredite, die auch nur so genutzt werden sollten. Je länger ein solcher Kredit genutzt wird, desto teurer wird die Rechnung unter dem Strich für den Kunden.

Am Ende bedeutet dies oft den ersten Schritt in eine Verschuldung zu einer Überschuldung, welche dann wie ein Klotz am Bein hängt und die eigene Bonität nachhaltig schädigen kann.

Deshalb gilt: Rechtzeitig umschulden und von teuren Dispokrediten am besten die Finger zu lassen!

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