In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Zahl der Banken und Sparkassen in Deutschland um über die Hälfte reduziert. Dies geht aus der kürzlich veröffentlichten »Bankstellenentwicklung im Jahr 2014« der Bundesbank hervor. Im Verlauf des vergangenen Jahres ist nach Angaben der Notenbank »[…]die Gesamtzahl der Kreditinstitute von 2.029 um 39 auf 1.990 Institute […]« gesunken. Im Jahr 2013 hatte es einen Rückgang von 1,2 Prozent gegeben, im Jahr 2014 ist der Rückgang auf 1,9 Prozent angestiegen.
Mehr Abgänge als Zugänge im Jahr 2014
Wie die Deutsche Bundesbank weiter berichtet, gab es im vergangenen Jahr 19 Zugänge. Dem gegenüber stehen 58 Abgänge. Der Rückgang der Institute auf dem Bankensektor nimmt weiter ab. Die Waage zeigt nach unten, immerhin sind dies mehr als dreimal so viel Abgänge wie Zugänge im Bereich der Banken. Darüber kann auch die folgende Anmerkung der deutschen Notenbank nicht hinwegtäuschen.
Die Bundesbank dazu: »Von den Abgängen sind 31 (zum Vergleich 2013: 23) auf Fusionen und Geschäftsaufgaben im genossenschaftlichen Sektor zurückzuführen.« Was einen Rückgang von 2,1 Prozent bedeutet bei den Kreditgenossenschaften.
Noch gibt es viele Banken und Sparkassen in Deutschland. 31.000 Filialen sind nach wie vor ein weites Netz für die Bargeldversorgung der Bundesbürger. Doch der Zahn der Zeit nagt immer mehr an den Geldinstituten.
Bereits jetzt ist klar, dass das Bankensterben nicht aufzuhalten ist. Neben den zahlreichen Direktbanken, welche den Filialbanken und Filialsparkassen immer mehr das Wasser abgraben, sind es auch immer mehr FinTech-Unternehmen, welche die Geschäftsfelder der Banken für sich erobern.
Deutsche Banken im Ausland auf dem Rückzug
Viele deutsche Geldinstitute setzen auf eine Sichtbarkeit auch außerhalb Deutschlands. Doch der Trend, dass die Auslandspräsenz abnimmt, setzte sich auch 2014 weiter fort.
Wie die Bundesbank in ihrer »Bankstellenentwicklung im Jahr 2014« berichtet, verringerte sich „[…] die Anzahl der im Ausland ansässigen Tochterunternehmen […]“ im vergangenen Jahr auf nur noch 189. Dies bedeutet einen Rückgang von 15 Instituten, was zugleich einen deutlichen Schnitt bei den Auslandspräsenzen deutscher Kreditinstitute aufzeigt.
Um sechs Institute auf nur noch 246 ging die Zahl der Filialen deutscher Kreditinstitute zurück, die im Ausland tätig sind. Wie die Deutsche Bundesbank schreibt, befinden sich „[…] zwei Drittel aller Auslandsfilialen sowie knapp die Hälfte der Auslandstöchter […]“ in Europa. Der größte Teil davon in EU-Mitgliedsstaaten.
Direktbanken nehmen Filialinstituten die Kunden ab
Die Direktbanken legen in Deutschland weiter zu. Dies zeigen auch die kürzlich von der comdirect veröffentlichten Ergebnisse zum 1. Halbjahr 2015. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erhöhte sich die Zahl der Privatkunden der Commerzbank-Tochter um 35.000 neue Kunden auf insgesamt 1,94 Millionen. Damit steht die comdirect vor einem Meilenstein: dem zweimillionsten Kunden im Bereich der Privatkunden.
- Die Zahl der Wertpapierdepots der comdirect stieg laut Halbjahresergebnis auf 910.000 Depots an (= plus 31.000 Depots).
- Die Zahl der Tagesgeld PLUSKonten der Direktbank stieg trotz wenig attraktiver Zinsen um 30.000 Konten auf 1,58 Millionen Tagesgeldkonten an.
- Richtig zugelegt haben in den Monaten Januar bis Juni 2015 die Girokonten der comdirect. Nach Angaben der Direktbank agiert das Girokonto für Privatkunden weiter als »stärkster Wachstumstreiber« der comdirect. Die Zahl der comdirect Girokonten stieg um 47.000 Konten auf zum 30. Juni dieses Jahres 1,21 Millionen Konten an.
Arno Walter, der Vorstandsvorsitzende der comdirect bank AG, zu dem Halbjahresergebnis: »Egal, ob Kunden, Konten oder Assets: Alle relevanten Wachstumskennzahlen sind deutlich im Plus.« Walter weiter: »Wir wachsen dynamisch und werthaltig. Unser Fokus liegt auf langfristigen Kundenbeziehungen, und dafür ist eine hohe Kundenzufriedenheit essentiell. Das schaffen wir mit intelligenten Lösungen, die das Leben unserer Kunden einfacher machen.«
Dies zeigt, dass die Direktbanken und rein online agierenden Geldinstitute gerade im Bereich der Privatkunden eine immer höhere Attraktivität besitzen. Die verschiedenen Angebote und die Prämien, die es dort oftmals für neue Girokonten gibt, haben weiter eine deutliche Wirkung in Richtung der Verbraucher.
Banken sterben: Gehört FinTech Unternehmen die Zukunft?
Doch nicht nur die Direktbanken machen den Filialbanken und -sparkassen zu schaffen. Inzwischen macht sich ein weiterer wichtiger Zweig dazu auf, den Banken das Wasser in den eigenen Geschäftsfeldern abzugraben: die FinTech Unternehmen. Immer mehr Startups aus dem Bereich Finanztechnologie (= FinTech) haben sich auf den Weg gemacht, neue Möglichkeiten des Bezahlens und vieles andere im Bereich Geld und Finanzen zu entdecken, und an den Start zu bringen.
Dies macht die Luft für Banken und Sparkassen, die sich hauptsächlich auf Filialgeschäfte versteift haben und denen es mitunter an Innovationen wie einem richtigen Geschäftsmodell fehlt, natürlich noch um einiges dünner, denn nur durch die Direktbanken und Onlineinstitute.
Filialbanken müssen wieder aufholen – oder werden sterben
Die Frage ist: Was können Banken tun, um nicht eines Tages ganz von der Bildfläche zu verschwinden?
Wahrscheinlich ist die Antwort bzw. sind die Antworten hierauf ganz einfach:
- innovativer werden,
- näher an den Kunden rücken,
- die Bedürfnisse der Verbraucher analysieren und
- Transparenz zeigen.
Vor allem eines dürfte dabei eine Rolle spielen: Die Banken und Sparkassen müssen sich neu erfinden. Geschäftsmodelle für sich entwickeln, die nicht von Profitgier getrieben sind, sondern welche zu einer neuen Glaubwürdigkeit der Geldinstitute führen und dennoch profitabel sind.
Noch 2014 zeigt die Umfrage auf Statista folgende Ergebnisse:
Werden die Filialbanken diese Kehrtwende jedoch nicht schaffen und weiter starr auf ihre alten Schläuche beharren, wird selbst der neue Wein, wie verstärkte Präsenz im Internet, irgendwann nicht mehr die erhoffte Wirkung zeigen.
Dann ist irgendwann der Zug abgefahren und das Bankensterben in Deutschland wird gravierende Auswirkungen haben. Auf die Geldinstitute selbst, wie auch auf die Kunden.
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