Zwischen Onlinebanken und Geldabhebung im Lebensmittelladen: Deutschland im Jahr 2015! Es ist das Jahr der Schließung vieler Filialbanken und einer verstärkten Ausrichtung der Geldinstitute auf die digitale Welt. Immer mehr Banken und Sparkassen haben die Schließungen von Filialen und Geschäftsstellen beschlossen. In einer aktuellen Übersicht hat die „Wirtschaftswoche“ einige davon zusammengestellt. Dies zeigt, dass es selbst dort den Filialinstituten an den Kragen geht, wo bisher gedacht wurde: Da wird es nicht zu Streichungen kommen, die Filialen werden ja noch benötigt.
Das Ende der Filialbanken
In den vergangenen Jahren wurde immer deutlicher: Die Zeit der Filialinstitute der Banken und Sparkassen neigt sich dem Ende zu. Viele Bundesbürger nutzen inzwischen Direktbanken, die nur im Internet agieren und deshalb ohne Filialen auskommen. Oder nutzen die Onlineangebote ihrer Hausbank und müssen nur noch selten bis gar nicht mehr in die Bankfiliale selbst.
Damit endet in Deutschland zugleich eine Tradition. Waren es doch die Hausbanken, allen voran die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken, welche früher das Leben der Verbraucher bestimmt hatten. Die Präsenz der einzelnen Institute war unterschiedlich hoch, in vielen Landstrichen gab es sogar entweder nur Sparkassen oder nur Volksbanken oder Raiffeisenbanken. Ein Wettbewerb der Institute, der den Kunden zugute gekommen wäre, fand so kaum bis gar nicht statt.
Diese Zeiten haben sich geändert. Immer mehr Direktbanken bieten Girokonten, Sparkonten, Tagesgelder und Wertpapierdepots an und haben ein rundes Portfolio zu oft guten Konditionen. Die Filialbanken kommen dadurch verstärkt in Zugzwang. Doch statt ihre Internetpräsenzen so aufzubauen bzw. umzubauen, dass der Kunde von heute die zusätzliche Nähe zu einer Filiale als wohltuend empfindet. Werden lieber radikale Schritte vollzogen, und die Filialen gleich ganz dicht gemacht. Was bleibt, sind Geldautomaten, die keinen persönlichen Bezug mehr zu einer Filialsparkasse oder Filialbank bilden können.
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Es ist aber eben jener persönliche Bezug selbst, die Duftmarke sozusagen, welche für den Verbraucher in diesen Zeiten wichtiger denn je erscheint. Die Finanzkrise hat das Vertrauen der Bundesbürger in Banken stark erschüttert. Die Schließungen von Filialen hilft nicht gerade dabei, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen, sondern vollzieht die Trennung zwischen Hausbank und Bürger noch mehr.
Direktbanken im Trend
Ziehen sich die Filialbanken zurück aus dem Geschäft, sind die Profiteure eindeutig die Direktbanken. Diese nur im Internet tätigen Geldinstitute haben den Vorteil, dass sie kein Geld für Filialen und das dortige Personal ausgeben müssen, sondern sich rein auf ihre Onlinepräsenz und ihre dort angebotenen Finanzprodukte konzentrieren können. Dies merkt man vielen dieser Banken auch an. Zwar haben sie keine Filialmitarbeiter vor Ort, sind aber oftmals näher am Kunden – und seinen Bedürfnissen! – dran denn die Mitarbeiter in den Bankfilialen.
Die Erreichbarkeit der Direktbanken ist zwar nur telefonisch und auf dem elektronischen Wege möglich. Dafür oft zu deutlich längeren Zeiten, als dies die Banken und Sparkassen in ihren Filialen anbieten. Die Reaktionszeit bei Anfragen und Anliegen der Kunden ist oft deutlich schneller und auch näher an der Thematik dessen dran, was der Kunde möchte bzw. was ihn beschäftigt.
Zudem haben Direktbanken oft einen Vorteil: Sie können oft schneller neue Produkte einführen. Außerdem ist die Vergabe von Krediten über Internetbanken meist viel schneller durchgeführt, was ein klarer Pluspunkt für die Onlineangebote von Banken ist. Die Internetbanken können zügiger agieren, und schneller auf die Wünsche ihrer Kunden eingehen.
Vor allem die Neukundenangebote der Direktbanken sind es, welche sich oft sehen lassen können: Für einen bestimmten Zeitraum
- eine attraktive Zinsgarantie für das Tagesgeldkonto,
- vergleichsweise höhere Zinsen für Festgeldkonten sowie mitunter deutlich
- niedrigere Zinsen für Ratenkredite und Baufinanzierungen denn bei den Filialinstituten.
All dies spricht für Direktbanken, die nur im Internet agieren und dennoch im Laufe der Zeit eine hohe Kundenbindung aufbauen können. Für Bankgeschäfte muss man heute nicht mehr vor die Tür, dies zeigt sich immer mehr im Jahr 2015. Wer hingegen auf Bankfilialen oder Filialen von Sparkassen angewiesen ist bzw. denkt, dass er es ist, für den wird die Luft aufgrund der sinkenden Anzahl von Filialen immer dünner.
Die Zukunft der Bankgeschäfte
Immer mehr Filialen von Banken und Sparkassen werden in Deutschland in diesem Jahr und in den kommenden Jahren geschlossen. Für die Bürger stellt dies mitunter eine große Herausforderung dar, ist der Weg zur nächste Bankfiliale oder Sparkasse danach weiter als dies bisher der Fall war.
Wer daran gewöhnt ist, nur ein paar Minuten bis zur nächsten Filiale seiner Hausbank zu haben, der wird sich in den kommenden Jahren umgewöhnen müssen. Die Wege zur nächsten Bankfiliale werden weiter sein. Je nach Ausbreitung wird dies gerade im ländlichen Bereich zu deutlich längeren Wegen führen. Die Bürger sind dann genötigt, sich zu überlegen, was sie wollen. Ihre Bankgeschäfte weiter bei ihrer Hausbank tätigen und dafür lange Wege in Kauf nehmen. Oder ein Vergleich verschiedener Onlinebanken und deren Girokonten und Sparkonten durchführen, um zu einer Direktbank zu wechseln.
Das Filialnetz von Banken und Sparkassen wurde bereits in den vergangenen Jahren stark eingedämmt und wird in den kommenden Jahren weiter schrumpfen. Entweder werden die Filialen ganz geschlossen oder die Zahl der Mitarbeiter und/oder die Öffnungszeiten so eingedämmt, dass sich für die Kunden von sich aus schon die Frage stellen wird: Macht das so für mich überhaupt noch Sinn?
Die Zukunft der Banken und Sparkassen liegt, ohne jede Frage, im Internet. Das Banking des 21. Jahrhunderts ist online, und findet immer weniger in den Filialen statt. Bankkunden sind deshalb vor allem in der Hinsicht gefragt, wie die Bankgeschäfte der Zukunft für sie persönlich aussehen sollen.
- Lieber lange Fahrten und die räumliche Präsenz eines Bankberaters?
- Oder nur einen Mausklick oder Telefonanruf von der eigenen Bank entfernt und dafür mitunter deutlich bessere Konditionen für Girokonto, Tagesgeld, Festgeld, Kredite und Co.?
Statt Bankfiliale nur noch Geldautomaten
Nun ist die Schließung von Banken und Sparkassen nichts Neues. Nur die Zahl der zu schließenden Filialen steigt stetig an. Viele Banken, die vorher auf eine Filiale gesetzt haben, bringen an gleicher Stelle nur noch Geldautomaten an, um eine Versorgung ihrer Kunden mit Bargeld zu gewährleisten. Dazu kommen SB-Terminals, an welchen die Bankkunden ihre Überweisungen tätigen, ihre Kontoauszüge ausdrucken und ihre Daueraufträge in Auftrag geben oder ändern können.
Somit bieten die Banken und Sparkassen ihren Kunden wenigstens noch einen Teil ihrer bisherigen Geschäftstätigkeiten an. Benötigen aber nur noch sehr reduziert Personal und Aufwand, um die Geldautomaten zu bestücken und die Technik für die Automaten und SB-Terminals am Laufen zu halten.
Geld abheben im Lebensmittelladen
Wenn Filialen von Sparkassen und Volksbanken im ländlichen Raum schließen, stellt dies für deren Kunden oft eine große Einschränkung und ein großes Problem dar. Bürger, welche nicht internetaffin sind, weil sie schlichtweg keinen Computer zuhause und auch kein Smartphone haben. Dazu kein Auto ihr Eigen nennen, um in das nächste Dorf oder in die nächste Stadt zur dort verbliebenen Filiale zu fahren, sind dann aufgeschmissen.
Um die Lage für die Betroffenen wenigstens halbwegs erträglich zu machen, zumindest wenn es um das Abheben von Bargeld geht, werden einige der Filialinstitute auf Lebensmittelläden in den dörflichen Regionen zugehen oder sind schon darauf zugegangen und Kooperationen mit den Geschäften eingehen. Damit die Kunden, die noch verblieben sind, weiter an ihr Geld kommen und nicht weit fahren müssen um Geld abheben zu können.
Nicht auf jede Filialschließung wird eine solche Möglichkeit des Geldabhebens im Lebensmittelladen folgen. Doch da, wo die scheidenden Banken und Sparkassen diese Möglichkeit anbieten, ist zumindest die weitere Versorgung der Kunden mit Bargeld gesichert. Wie hoch die Kosten dafür sind oder sein werden und ob dies wirklich eine bleibende Alternative zur Filialbank ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen.
Die Zukunft des Bezahlens
Die Zukunft der Banken und Sparkassen hat zugleich Auswirkungen auf die Zukunft des Bargelds. Je weniger Filialen es gibt, desto mehr wird der Trend zum bargeldlosen Bezahlen gehen. Selbst Aldi Nord hat diesen Weg der Zukunft erkannt und nun das kontaktlose Bezahlen in seinen Filialen eingeführt. Wenn man bedenkt, wie lange Aldi gebraucht hat, um das Bezahlen mit EC-Karten anzubieten, wo andere Supermarktketten schon viel weiter waren. Ist dies ein Schritt in Richtung Mobile Payment, der in einer Zeit kommt, in welche erst wenige Kunden hierzulande diesen überhaupt für sich gefunden haben.
Bargeld spielt damit eines Tages auch in Deutschland eine immer mehr untergeordnete Rolle, selbst wenn der Bundesbürger heute das Bargeld noch so sehr liebt. Die Zahlungen mit Karten und das kontaktlose Bezahlen mit Kreditkarten und Smartphones werden weiter zunehmen. Dies wird u. a. forciert werden durch die Schließungen von Filialen von Banken und Sparkassen.
Je weniger der Kunde noch an Bargeld kommt, desto mehr wird er auf bargeldlose Zahlungen umsteigen müssen. Der Gewöhnungseffekt hierbei wird bei vielen Verbrauchern dann von selbst auftreten, dies ist zu vermuten. Hat sich der Kunde im Laden und in Cafés und Restaurants sowie beim Kauf von Bahntickets und Tickets für den Nahverkehr erst einmal an das Zahlen ohne Bargeld gewöhnt. Wird er diese einfachere Variante des Bezahlens wohl häufiger nutzen, und Kleinbeträge in Zukunft damit bezahlen.
Das Ende des Bargelds
Durch die Schließungen von tausenden von Bankfilialen und Filialen von Sparkassen in den kommenden Jahren, wird die Branche noch weiter beschnitten werden. Wer heutzutage einen sicheren Job möchte, der wird sich kaum mehr in Geldinstituten nach solchen umsehen, sondern in anderen Branchen seinen Weg machen müssen.
Die Zukunft der Banken und der Geldgeschäfte wird damit neben den Verbrauchern selbst vor allem die Bankberater und Mitarbeiter in den Sparkassen treffen. Eine Lehre zum Bankkaufmann ist damit heute zwar immer noch möglich, hat aber längst nicht mehr die Aussicht einstiger Tage, wo ein Azubi in diesem Bereich auch nahtlos weiter beschäftigt wurde über Jahrzehnte hinweg. Ähnlich geht es auch den Versicherungskaufleuten, welche einst krisensichere Jobs hatten und nun mit ansehen müssen wie ihre Branche möglicherweise vor einem Kahlschlag steht durch das vielleicht bald bevorstehende Taumeln der Lebensversicherer in Deutschland.
Wo Vorteile sind, gibt es auch Nachteile?
Für Menschen, die wenig bis gar keine Affinität zum Internet haben, wird die Lage der Filialinstitute in Deutschland natürlich keine schönen Folgen haben. Sind sie es doch, welche in Zukunft für ihre Bankgeschäfte weit fahren müssen und sie die Anbindung an ihre bekannten Bank- bzw. Kundenberater der Sparkasse verlieren.
Zu sagen, dass hiervon nur ältere Menschen betroffen sein werden und sich das Problem damit früher oder später von selbst erledigt, ist sicher der falsche Ansatzpunkt. Immer mehr Senioren entdecken das Internet und damit das Banking im Internet für sich. Während andere Bundesbürger nach wie vor entweder das Internet nicht nutzen wollen, aufgrund von Sicherheitsbedenken oder sich schlichtweg nicht mit Computern und dem nötigen Know How zum Online Banking auskennen. Zumal es nach wie vor keine flächendeckende Anbindung der Bundesbürger an das Internet gibt, weil der Wandel zur digitalen Welt gleichzeitig mit dem Erhalt und dem Ausbau der Infrastruktur in Deutschland verschlafen wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.
Deshalb kann hier nur jeder einzelne Bürger seinen ganz eigenen Ansatz finden, um seine Bankgeschäfte auch in Zukunft auf seine Weise und für ihn zufriedenstellend erledigen zu können. Generell auf das Sterben der Bankfilialen zu schimpfen, hilft hierbei auf jeden Fall nicht. Die Banken und Sparkassen müssen im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts neue Wege für sich finden – der Bankkunde von heute für seine Bankgeschäfte von morgen auch.
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