In den Zeiten des großen Konkurrenzkampfes zwischen Filialbanken, Sparkassen und Direktbanken wird es für die Geldinstitute immer wichtiger, wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Der Plan Filialen zu schließen, wird immer lauter. Dazu kommt die negative Wirkung der niedrigen Zinsen, welche von der Europäischen Zentralbank durch den Leitzins und die Strafzinsen auf Einlagen der Banken selbst forciert wird. Wie wird die Zukunft der Banken und Sparkassen aussehen? Der aktuelle „Branchenkompass Banken 2014“ von Steria Mummert Consulting hat sich dieser Frage angenommen und zeigt auf, dass vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Bedrohung spüren.
Zahlreiche Filialschließungen stehen vor der Tür
Wie die Studie von Steria Mummert Consulting zeigt, wollen immer mehr Banken und Sparkassen Schließungen von Filialen vornehmen. So wollen knapp ein Drittel der Geldinstitute Filialschließungen vornehmen um Kosten zu senken. Der hohe Kostendruck, unter dem die Institute mittlerweile stehen, zeigt hier seine deutliche Wirkung.
Bis 2017 wollen 31 Prozent der Banken und Sparkassen Filialen dichtmachen. Vor zwei Jahren, bei der vergleichbaren Studie zum „Branchenkompass Banken“, waren dies nur 23 Prozent. Der Anteil der Geldinstitute, der zur Kostenreduzierung Filialschließungen vornehmen will, ist damit deutlich gewachsen.
Dabei wollen mehr Geldinstitute in Deutschland denn in Österreich ihre Tore schließen, wie der länderübergreifende Branchenkompass zeigt. So wollen
- 33 Prozent der befragten Institute aus Deutschland bis ins Jahr 2017 Filialen schließen,
- in Österreich sind dies nur 20 Prozent.
Die deutliche Reduzierung der Filialdichte trifft besonders Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Von den befragten Sparkassen wollen 49 Prozent und damit fast jede zweite, Filialschließungen vornehmen. Von den Genossenschaftsbanken wollen immerhin 44 Prozent ihr Filialnetz verkleinern und die Filialdichte damit verringern.
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Mehr neue Filialen in Österreich
In Deutschland werden mit 9 Prozent nur wenige neue Filialen von Geldinstituten eröffnet. Im Nachbarland Österreich sieht dies anders aus. Hier werden mit 25 Prozent häufiger neue Filialen eröffnet, zudem sehen die dortig ansässigen Banken und Sparkassen die Kosten als Herausforderung an. 90 Prozent der Befragten gaben dies bei der Studie zum Branchenkompass Banken 2014 an.
Regulierung der Banken wird zum Kampf ums Überleben
Für die großen Banken in der Euro-Zone pfeift längst ein anderer Wind. Der Bankenstresstest 2014 hat bei zahlreichen Banken Lücken im Kapital aufgezeigt, zudem hat im November die neue europäische Bankenaufsicht ihre Arbeit aufgenommen. Die Regulierung der Geldinstitute wird damit zu einer großen Herausforderung für die Institute selbst, weshalb 94 Prozent der befragten Banken und Sparkasse diese in der Studie entsprechend angaben.
Stefan Lamprecht, Bankenexperte bei Steria Mummert Consulting dazu: „Traditionelle Geschäftsmodelle wie die Fristentransformation funktionieren immer weniger, die Zinsüberschüsse gehen zurück.“ Lamprecht weiter: „Die Banken können ihre Einlagen nur noch schwer gewinnbringend anlegen.“
Die Herausforderung der niedrigen Zinsen
In der Regulierung und Bankenaufsicht sehen die meisten Geldinstitute die größte Herausforderung. An zweiter Stelle folgen die niedrigen Zinsen. Mit 86 Prozent lagen diese nur wenige Prozente hinter der Regulierung.
Die Herausforderung der hohen Kosten
Regulierung, niedrige Zinsen und hohe Kosten, all dies sind Herausforderungen, denen sich die Banken und Sparkassen in Deutschland wie in Österreich stellen müssen. Alles, was sich früher als traditionelles Geschäftsmodell für die Geldinstitute eignete, wie sichere Staatsanleihen, das Geschäft mit den Einlagen der Kunden und die Vergabe von Krediten, rechnet sich längst nicht mehr. Die Institute müssen deshalb auf der einen Seite die steigenden Kosten minimieren, wie neue Modelle für ihr Geschäft finden, um morgen noch wettbewerbsfähig sein zu können. Das Ende der traditionellen Geschäftsmodelle ist damit gekommen, nun stehen die Geldinstitute vor der Herausforderung, neue Wege für sich zu finden.
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Über den Branchenkompass Banken 2014
Die Befragung für den diesjährigen Branchenkompass Banken wurde von Steria Mummert Consulting gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut forsa durchgeführt. Befragt wurden dabei im Herbst dieses Jahres Entscheider aus 100 deutschen und 20 österreichischen Finanzinstituten, die Fragen bezogen sich dabei sowohl auf die Branchentrends wie zudem auf die Strategien und Investitionsziele der jeweiligen Geldinstitute bis 2017.
Dabei repräsentieren die Entscheider laut Steria Mummert Consulting „[…] die wichtigsten Bankengruppen in ihren jeweiligen Ländern: in Deutschland die Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Kreditbanken sowie in Österreich die Aktienbanken und andere einstufige Institute sowie Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken.“ An ihrer Bilanzsumme gemessen gehören die im Rahmen der Studie befragten Geldinstitute zu den größten Instituten Deutschlands und Österreichs.
Die Zeiten haben sich geändert …
Viele von uns kennen noch, die Zeiten, in denen die Sparkassen und Genossenschaftsbanken vor Ort fast ein Selbstläufer waren in Ermangelung von Konkurrenz. In der Privatbanken automatisch Zulauf fanden von Geschäftskunden und vermögenden Kunden. Diese Zeiten sind vorüber, der Konkurrenzkampf im Bereich der Banken und Sparkassen ist sehr viel schärfer geworden.
Heutzutage gehen Verbraucher nicht mehr automatisch zur nächsten Sparkasse oder Volksbank, wenn sie ein Girokonto und/oder ein Sparkonto eröffnen wollen. Stattdessen suchen viele im Internet nach Informationen und zugleich nach neuen Geldinstituten, welche bessere Konditionen als die einstigen Hausbanken bieten wollen und können.
Vor allem die Direktbanken können hierbei punkten. Haben sich doch mangels Filialen schon mal eine deutlichere Kostennote weniger als die Filialbanken und Sparkassen zu stemmen. Zudem können sie sich viel eher als die angestammten Geldinstitute auf ein bestimmtes, reduziertes Produktportfolio konzentrieren und müssen damit eine weniger große Vielfalt an Produkten wie die Filialinstitute vor Ort anbieten.
Wie wird die Bank 2.0 aussehen?
Die Frage nach der Bank der Zukunft ist eine Frage, welche Verbraucher, Banken, Verbraucherschützer und auch den Gesetzgeber beschäftigt und beschäftigen wird in den kommenden Jahren. Die traditionellen Geschäftsmodelle haben ausgedient, die Banken und Sparkassen, die morgen noch im Wettbewerb mitspielen wollen, müssen heute neue Wege für sich selbst finden.
Surftipp: Das Tagesgeldkonto der Fidor Bank
Die Bank 2.0 ist damit möglicherweise in räumlicher Sicht nicht mehr so nah am Kunden wie bisher, kann jedoch diesen noch eher erreichen, wie es bislang der Fall war. Die Fidor Bank macht dies bereits seit einigen Jahren erfolgreich vor. Eine Bank, die weit mehr ist als allein nur ein Geldinstitut, sondern eine Bank, in welcher die Kunden zugleich zum Mitmachen und Mitentscheiden aufgefordert sind. Die Banken und Sparkassen von heute können von der Fidor Bank mehr lernen, als ihnen vielleicht lieb sein mag. Aber sie werden es müssen, wollen sie morgen noch interessant für ihre bestehenden Kunden sein und zugleich anziehend genug für Neukunden.