In der Onlinebranche sind sie bekannt wie bunte Hunde, die Samwer-Brüder. Nun wartet auf das Unternehmen der drei Brüder der Börsengang. Die Meinungen von Experten dazu sind zwiespältig, doch kurz vor dem Gang an die Börse hat Rocket Internet gleich noch eine neue Kreditplattform ins Leben gerufen.
Startup vergibt Kredite an kleine Unternehmen
Fürs Erste wird Spotcap in Spanien tätig sein, und im von der Finanzkrise immer noch schwer geschüttelten Land kleinen Unternehmen die Chance bieten, Kredite aufzunehmen. Kreditbeträge sind möglich von 500 Euro bis zu 50.000 Euro. Der Kredit soll nach Angaben von Rocket Internet „der schnellste Online-Kredit“ sein.
Reale Geschäftsdaten führen zum Kredit-Scoring
Mittels eines eigenen Algorithmus will Spotcap die realen Geschäftsdaten und die Bonität des Kredit anfragenden Unternehmens prüfen. Das Feedback soll nach Angaben des Unternehmens sofort erfolgen. Auf Basis des Kredit-Scoring von Spotcap macht die Kreditplattform dem möglichen Kreditnehmer ein Angebot, das unverbindlich ist. Sobald das Angebot seitens des Kreditnehmenden Betriebs angenommen wurde durch die Bestätigung der Kreditbedingungen, kann die Auszahlung des Kreditbetrags jederzeit angefordert werden.
Die Kreditplattform Spotcap ist natürlich, bei aller Kritik am Unternehmen, das immer wieder durch die Kopien erfolgreicher Onlineprojekte von sich reden machte, eine positive Sache. Hierdurch werden in einem Land, in dem vor allem kleine Unternehmen mit der restriktiven Vergabe von Krediten zu kämpfen haben, genau diese Betriebe durch Onlinekredite unterstützt. Wie gut die Sache letztlich wirklich ist, dürfte erst der nähere Blick in Richtung Kreditzinsen zeigen, denn einfach nur günstig wird sich das hinter Spotcap stehende Unternehmen Rocket Internet kaum geben. Denn letztlich wurde hier eine Nische gefunden, mit der sich, wenn man es richtig anpackt, richtig gut Geld verdienen lässt. Wer aber würde von den Samwer Brüdern etwas Anderes als genau dies erwarten?
Nach Spanien die ganze Welt?
Der Start von Spotcap erst in Spanien könnte zugleich als eine Art Testlauf gesehen werden. Läuft die Kreditplattform dort gut, wird sie wohl in anderen Ländern an den Start gebracht werden. Läuft sie hingegen im Krisenland nicht gut, dürfte es wohl seitens Rocket Internet keine weiteren Bestrebungen geben, hier einen weiteren Ausbau in Europa oder anderen Staaten der Welt zu betreiben.
Damit hängt der Erfolg von Spotcap davon ab, wie die kleinen spanischen Unternehmen diese Möglichkeit für sich nutzen werden. Wird es nur ein Angebot sein, das neben dem der Banken bestehen muss? Oder wird Spotcap sich als so einzigartig erweisen können, dass es auch die Unternehmen anzuziehen weiß, welche entweder bei Banken keine Kredite aufnehmen wollen oder von der restriktive Kreditvergabe seitens der etablierten Geldinstitute betroffen sind.
Toby Triebel, Mitgründer von Spotcap, ist auf jeden Fall von der Idee hinter der Kreditplattform überzeugt. Triebel: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass kleinere Unternehmen damit zu kämpfen haben, Finanzierung von Banken zu erhalten. Mit Spotcap wollen wir Kleinunternehmern ermöglichen, ihre Ziele zu erfüllen und zu wachsen.“
Erfahrungen mit Rocket Internet
Alessandro Nadalin spricht über seine Erfahrungen mit dem Unternehmen Rocket Internet ….
Weitere Kreditplattform nach Lendico
Mit Spotcap wirft Rocket Internet eine weitere Kreditplattform auf den Markt, nach der in Deutschland gestarteten Plattform für die Vergabe von Privatkrediten, Lendico. Die Onlineplattform für Kredite ähnelt sehr der bereits seit Jahren etablierten Kreditplattform smava und machte bislang vor allem durch viel Werbung von sich reden.
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Dabei gilt als von Lendico selbst festgelegte Faustregel: „Ein höheres Risiko bedeutet auch höhere Renditechancen.“ Dabei können Anleger, welche in die Kreditvergabe investieren wollen, zwischen fünf Risikoklassen wählen. Je höher die Klasse ist, desto höher das Risiko = desto höher ist die mögliche monatliche Rendite. Außer in Deutschland, ist Lendico in vier anderen Ländern präsent. Darunter Spanien und Polen.
Noch kein Wertpapierprospekt veröffentlicht
Der geplante Börsengang von Rocket Internet wirft bereits seit Wochen große Schatten auf die kommenden Ereignisse. Die Kapitalerhöhung soll immerhin um die 750 Millionen Euro einbringen für das Unternehmen – keine geringe Summe. Insgesamt würde Rocket Internet damit rund fünf Milliarden Euro wert sein. Eine stolze Summe angesichts anderer, selbst im DAX gelisteter, aber weniger milliardenschwerer Unternehmen.
Schon im Oktober 2014 soll der Gang an die Börse stattfinden. Bislang fehlt aber ein wichtiger Punkt: Das Wertpapierprospekt. Bislang wollte Rocket Internet für dessen Veröffentlichung keinen Termin nennen. Vier bis sechs Wochen würden ausreichen, damit die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, das Prospekt billigen würde.
Damit bleibt weiter im Unklaren, wie viel Rocket Internet je Aktie einsammeln möchte, wie lange die Zeichnungsfrist laufen und zu welchem Emissionspreis die Aktie an den Start gehen soll. Alles ist damit ungewiss, nur wohl eines nicht, dass die Samwer-Brüder an die Börse streben und dies wohl wirklich schon im Jahr 2014.
Ein Unternehmen, das keine Transparenz sucht?
Nicht jeder sieht den Börsengang von Rocket Internet nur positiv. Anlegerschützer stört, dass die Aktien des Unternehmens im Entry Standard der Deutschen Börse gelistet werden sollen. Das bedeutet: Die Vorschriften in Sachen Transparenz sind gering. Strengere Maßstäbe kann und will das Unternehmen den eigenen Angaben nach im Moment nicht erfüllen.
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Der Entry Standard hat als Börsensegment den Vorteil, dass die darin gelisteten Unternehmen nur einmal im Jahr umfassend über den Verlauf ihrer Geschäfte berichten und einen deutlich weniger umfassenden Geschäftsbericht zum Halbjahr abliefern müssen. Für Anleger ist es damit schwieriger, den Geschäftsverlauf des an der Börse gelisteten Unternehmens genauer nachzuvollziehen, da zudem im Entry Standard die Adhoc-Pflicht wegfällt und die Berichte über den Geschäftsverlauf seitens des Unternehmens nicht weiter als drei Jahre zurückreichen müssen.
Für ein solch großes Unternehmen, das zudem eine solche Menge an Kapital einsammeln möchten, ist dies ein ungewöhnlicher und vor allem intransparenter Vorgang. Üblich wäre es gewesen, dass Rocket Internet am Prime Standard gelistet wird, wie auch der Online-Händler Zalando, der ebenfalls bald an die Börse strebt.
Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wird entsprechend in der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert. Kurz: „Normalerweise machen das Unternehmen, die einen gewissen Hang zur Intransparenz haben“. Dem lässt sich wohl kaum noch etwas hinzufügen…