Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben die Fäden der globalen Finanzwelt in der Hand und damit auch die Möglichkeit, einzelne Staaten unter Druck zu setzen. Oder um bestimmte wichtige Entscheidungen wie z.B. die in der Schublade des Internationalen IWF liegende Vermögensabgabe in Höhe von zehn Prozent, durchzusetzen und umzusetzen. Doch die BRICS-Staaten machen der Finanzwelt, wie wir sie heute noch kennen, einen Strich durch die Rechnung, der früher oder später zu einer Veränderung der Finanzmärkte wie auch der Zukunft der Leitwährung US-Dollar führen könnte.
Sie machen rund 46 Prozent der Weltbevölkerung aus, die Bewohner der BRICS-Staaten
- Brasilien,
- Russland,
- Indien,
- China und
- Südafrika.
Dennoch sind sie außen vor, wenn es um die wichtigsten Entscheidungen in Sachen Finanzwelt geht. Immer noch haben hier die USA die Zügel in der Hand, unterstützt mittlerweile vor allem von der Euro-Zone und Großbritannien. Die Finanzarchitektur dieser Welt wurde bislang im Gros von diesen Staaten gebaut, nach der Gründung der BRICS-Bank könnten die Tage der westlichen Vorherrschaft in der globalen Finanzwelt gezählt sein.
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Stimmrechte in der Weltbank immer noch pro westliche Welt
Das Ungleichgewicht der Stimmanteile in der Weltbank zeigt, wie sehr die westlichen Staaten immer noch die Vorderhand behalten, obwohl sie in Sachen Bevölkerungszahlen den BRICS-Staaten weit unterlegen sind. Neben der reinen Bevölkerungszahl wird bei der Vergabe der Stimmrechte zudem nicht der Anteil am Welteinkommen berücksichtigt, das prozentual ebenfalls höher liegt als die Anzahl der Stimmen in der Weltbank.
So verfügen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika insgesamt nur über 13 Prozent der Stimmrechte, obwohl ihr Anteil mit 46 Prozent an der Weltbevölkerung mehr als drei Mal so hoch liegt. Bei der Abbildung des Welteinkommens liegen die BRICS-Staaten auf 20 Prozent, was 7 Prozent über dem Anteil der Stimmen in der Weltbank ist.
Der Anteil der Stimmrechte in der Weltbank geht damit im 21. Jahrhundert nicht mit der Verteilung von Bevölkerung wie Einkommen einher. Die einstigen Schwellenländer haben längst aufgeholt und sind dabei, mit der BRICS-Bank nun eigene, neue Wege zu gehen, welche die Zukunft der globalen Finanzarchitektur nachhaltig verändern dürfte.
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Stimmrechte in der Asiatischen Entwicklungsbank unter ferner liefen
Noch drastischer ist die Verteilung der Stimmrechte in der ADB, der Asiatischen Entwicklungsbank. Die Stimmanteile der BRICS-Staaten, die Mitglied der ADB sind, China und Indien, liegen zusammengefasst nicht einmal bei 11 Prozent der Stimmrechte. Dabei kommt
- Indien auf 5,4 Prozent der Stimmanteile,
- China auf 5,5 Prozent.
- Die USA hingegen halten fast 16 Prozent der Stimmrechte,
- Japan kommt ebenfalls auf einen solch hohen Anteil.
Hier zeigt sich, dass auch die ADB fest in der Hand der USA und anderer Staaten wie Japan ist, obwohl China und Indien aufgrund der Bevölkerungszahlen und des Anteils am Einkommen weitaus mehr Stimmrechte halten müssten.
Die großen Schwellenländer suchen ihr eigenes Heil
Da ist es kein Wunder, dass die BRICS-Staaten nicht mehr gewillt sind, sich ihre finanzielle Zukunft und ihre Zugänge zu den freien Kapitalmärkten von anderen, weniger bevölkerungsreichen und weniger einkommensstarken Staaten diktieren zu lassen.
Beim 6. Treffen der BRICS-Staaten wurde deshalb die BRICS-Bank aus der Taufe gehoben. Diese soll einen Gegenpol zur Weltbank und auch zur Asiatischen Entwicklungsbank darstellen, und den Zugang zu Krediten für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika erleichtern.
Sanktionen gegen Russland gehen nach hinten los
Die gegen Russland beschlossenen Sanktionen der EU und der USA werden damit langfristig nur teilweise ihre Wirkung zeigen. Mit der BRICS-Bank machen sich diese fünf Staaten deutlich unabhängiger von der Weltbank und dem IWF und sondieren neue Wege aus. Zwar haben Russlands Banken auf den westlichen Finanzmärkten keine Chance mehr, Kredite aufzunehmen dank der Sanktionen. Die Erweiterung der Zusammenarbeit der BRICS-Staaten spricht jedoch eine deutliche Sprache: Man will weg von der Abhängigkeit gegenüber des Westens und endlich damit anfangen, ein eigenes Süppchen zu kochen.
Sollte dies gelingen, dürften die Folgen der Sanktionen für Russland besser zu stemmen sein und nicht so lange nachwirken, wie es im Moment noch der Fall wäre. Die BRICS-Bank könnte hier eine wichtige Lösung darstellen, auch hinsichtlich weiterer möglicher Verschärfungen der Sanktionen.
BRICS-Bank = freier Zugang zu großen Kapitalmärkten
Für die BRICS-Staaten bedeutet die BRICS-Bank einen freien Zugang zu den großen Kapitalmärkten, abseits der westlichen Welt. Da Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, wie bereits oben angeführt, mittlerweile über 20 Prozent des Welteinkommens verfügen, wird auch die finanzielle und wirtschaftliche Macht dieser Staaten mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Die Gründung der BRICS-Bank war eine längst notwendige und logische Folge des „Kleinhaltens“ dieser Schwellenländer, hatten diese doch in den vergangenen Jahren an Fahrt gewonnen und erst durch die Finanzkrise wieder an Kraft verloren. Doch die Zukunft steht diesen Staaten offen, zumal die USA wie auch die Europäische Union immer wieder mit ihren eigenen wirtschaftlichen Problemen beschäftigt sind.
Die BRICS-Bank als Konkurrenz zur Weltbank und ADB
Noch ist es zu früh zu sagen, ob die BRICS-Bank eines Tages eine wirkliche Konkurrenz und damit Alternative zur Weltbank und zur Asiatischen Entwicklungsbank darstellen wird. An erster Stelle dürfte es für dieses wichtige Institut der BRICS-Staaten stehen, sich in den kommenden Jahren eine Reputation aufzubauen. Dies dürfte wahrscheinlich das wichtige Ziel der BRICS-Bank sein, damit nicht nur eine Wahrnehmung der anderen Staaten und der möglichen Kreditnehmer erfolgt, sondern die BRICS-Bank zugleich in ihrer Tätigkeit ernst genommen wird und als seriös erscheint.
Ist dies gelungen, wird im Laufe der Zeit sicher eine hohe Nachfrage nach BRICS-Bank Krediten zu erwarten sein. Schlägt die Reputation hingegen fehl, aus welchen Gründen auch immer, wird es die BRICS-Bank schwer haben, als wirkliche Konkurrenz zur ADB und zur Weltbank wahrgenommen zu werden und sich entsprechend auf dem Markt aufzustellen.
Die Unabhängigkeit wird Wirkung zeigen
Wird die Reputation der BRICS-Bank jedoch Erfolg haben, dürfte es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten große Änderungen in der Finanzarchitektur dieser Welt geben. Neben der vermehrten Unabhängigkeit der BRICS-Staaten selbst wird auch der US-Dollar als Leitwährung dieser Welt früher oder später im Fokus stehen.
Dann wird es möglicherweise egal sein, wie unausgeglichen die Stimmanteile in der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank verteilt sind. Macht die BRICS-Bank erfolgreich ihr Ding, wird von den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika starke Konkurrenz erwachsen in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht. Vor allem bei zukünftigen, durch die USA oder Europa verursachten Finanzkrisen, dürfte dies eine große Rolle spielen.