Der Bundesbürger liebt seine Papierscheine und seine Münzen im Geldbeutel. Nach wie vor ist das Bezahlen mit Bargeld die beliebteste aller Zahlungsmethoden im deutschen Handel. Während andere Länder, vor allem in Skandinavien, längst das Mobile Payment mit Smartphone und Co. für sich entdeckt haben, hinkt Deutschland beim Nutzen der Zahlungsinnovationen hinterher. Selbst das Bezahlen mit Kreditkarte wird noch skeptisch betrachtet, während diese Zahlungsmethode in anderen Ländern längst zum Alltag gehört.
Bezahlen mit dem Smartphone?
Das Gefühl von Geldscheinen in der Hand, das mitunter sehr aufwändige Abzählen von Münzen an der Kasse – der Deutsche scheint ein Hobby im Bezahlen mit Bargeld zu sehen. Trotz zahlreicher neuer Zahlungsmethoden will der Bundesbürger sein Bargeld nicht aus der Hand geben und es durch das kontaktlose Bezahlen ersetzen.
Viel schneller geht es mit der Kreditkarte oder der Bankkarte, die zum Mobilen Bezahlen genutzt werden können, indem durch die NFC-Technologie per Nahfunk kontaktlos bezahlt werden kann. Das Smartphone, mit dem ebenfalls bezahlt werden kann, hinkt weiter hinterher bei den Zahlungsmöglichkeiten. Der Bundesbürger liebt das Bargeld und nutzt statt Innovationen lieber das Altvertraute.
Woran dies liegt? Vielleicht an den beiden Weltkriegen und deren Folgen, den Währungsreformen, die es in Deutschland gab und die selbst jungen Bundesbürgern in den Gliedern zu stecken scheinen. Obwohl sie selbst nichts von dem erlebt haben, wurden die Folgen in Sachen Geld weitergetragen von Generation zu Generation und der Deutsche liebt das Bargeld, anstatt die Möglichkeiten des Mobile Payment zu nutzen. Dies obwohl das Smartphone inzwischen in Millionen Händen in Deutschland zu finden ist und für alles Mögliche genutzt wird – nur bislang kaum für das Bezahlen.
Deutschland Schlusslicht in Europa
In der „Rheinischen Post“ wird einer zitiert, der es wissen muss, Edgard Gooßens, Vorstandsmitglied des DSGV, des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Gooßens sagt: „Ich will nicht darüber spekulieren, wann das Bargeld in Deutschland abgeschafft wird. Ich bin mir aber sicher: Die Deutschen sind in Europa die letzten, die das Bargeld abschaffen werden.“
Diese Aussage trifft den Kern der Lage. Es gibt für den Handel vor Ort immer mehr Zahlungsmöglichkeiten. Zahlreiche bekannte und weniger bekannte Zahlungsdienstleister sind dabei, neue Methoden zu entwickeln oder arbeiten an Wallets, digitalen Geldbörsen. Der Bundesbürger aber hält trotz aller Innovationen weiter an seinem geliebten Bargeld fest und macht dadurch die Bankleistungen in Deutschland teurer.
Alle bezahlen für die Bargeldlogistik
Im Handel bezahlen viele Bundesbürger am liebsten immer noch mit Bargeld. Doch diese Zahlungsmethode ist ein teures Unterfangen, für den Handel wie für die Banken. Eine ganze Bargeldlogistik ist dafür nötig, das Münzgeld und die Papierscheine von A nach B und von dort nach C zu transportieren. Eine teure Sache ist das, und wer glaubt, dies würde vom Handel und den Banken gezahlt, der irrt sich.
Letztlich zahlt der Kunde im Handel höhere Preise für die teure Bargeldlogistik und die Banken rechnen die Kosten dafür u.a. in die Kontokosten für Girokonten ein. Da ist es kein Wunder, dass bei immer mehr Banken die kostenlosen Girokonten wegfallen und dafür monatliche oder vierteljährliche Kontoführungsgebühren anfallen.
Der Bundesbürger zahlt dafür, wenn er nicht damit beginnt, bargeldlose Zahlungsmethoden zu verwenden, sondern weiter auf Papiergeld und Münzen setzt. Die Bargeldlogistik ist bereits heute eine teure Sache und wird immer teurer werden, u.a. durch die Mautgebühren für Lkws und die steigenden Spritkosten. Doch Deutschland hinkt hinterher, während es in Schweden längst Banken gibt, bei denen einigen Filialen inzwischen gar kein Bargeld mehr vorhalten für die Kunden.
Digitales Geld statt Bargeld?
Die Hassliebe der Deutschen zum Plastikgeld macht das Bezahlen zu einer teuren Angelegenheit. Doch wie sieht es mit dem digitalen Geld aus, der Möglichkeit, mit virtuellen Geldbörsen zu bezahlen statt mit Bargeld oder Kreditkarte? Den Bundesbürgern geht es beim Geld vor allem um eines: Die Sicherheit. Viele lehnen deshalb immer noch das Bezahlen mit EC-Karte oder Bankkarte ab, weil sie an der Kasse nicht ihre Unterschrift oder die Geheimnummer ihrer Karte hinterlassen wollen.
Text fehltHierfür gibt es längst eine viel bessere Möglichkeit des Mobile Payment, das Bezahlen mittels digitaler Portemonnaies. Dazu muss keine PIN eingegeben werden und der Kunde gibt keine Bankdaten oder Kreditkartendaten von sich preis. Sondern bezahlt seinen Einkauf mit dem Geld, das er auf seine Wallet, die digitale Geldbörse geladen hat. Inzwischen gibt es immer mehr Anbieter für diese Art des Bezahlens, u.a.
- MasterCard mit MasterPass,
- VISA mit Checkout und auch
- PayPal und
- Apple
arbeiten an entsprechenden Möglichkeiten. Die Zukunft wird, wenn der Bundesbürger mitzieht, in Deutschland bald dem digitalen Geld gehören. Vielleicht werden wir dann doch nicht ganz das Schlusslicht sein, falls die Innovationslust der Deutschen eines Tages vor der Sorge um das Geld stehen wird.