Das Ende des Bargelds rückt immer näher. Was einst undenkbar schien, wird immer mehr zu einer möglichen Realität in ein paar Jahren: Das Papiergeld und Münzgeld wird abgeschafft, nur noch elektronisches Geld und der bargeldlose Zahlungsverkehr werden dann den Alltag der Menschen bestimmen.
Bargeld ist nicht mehr zeitgemäß
Miles Kimball von der University of Michigan und Kenneth Rogoff von der Harvard University, wie auch andere Ökonomen, halten das Bargeld längst nicht mehr für zeitgemäß. Der Zahlungsverkehr hat sich gewandelt, die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts wie das Bezahlen mit Kreditkarte und das Mobile Payment mit dem Smartphone machen dem Papiergeld Konkurrenz und ersetzen es peu à peu.
300 Jahre nach Einführung von Geldscheinen in Deutschland könnte der Zahlungsverkehr weltweit vor einer Wende stehen, die so noch vor einigen Jahren kaum denkbar war. Heute aber schreiben wir das Jahr 2014, die Anzahl der Kreditkarten in aller Welt steigt, immer mehr Menschen besitzen mindestens ein Smartphone. Das Bezahlen mit dem herkömmlichen Bargeld verliert so seine Notwendigkeit, da die Verbraucher mehr Möglichkeiten haben wie jemals zuvor, im Handel vor Ort und im Internet zu bezahlen.
Schweden sind die Vorreiter
Besonders deutlich zeigt sich der Wandel vom Bargeld zum elektronischen Zahlungsverkehr in Schweden. Inzwischen ist dort nach Angaben des IWF pro Kopf nur noch 685 Euro Bargeld im Umlauf.
Im Vergleich dazu: In der Euro-Zone kommen die Bürger je Kopf auf Bargeld im Wert von 4.000 Euro. In den USA sind es je Kopf umgerechnet 2.960 Euro (= 4.000 Dollar).
In dem skandinavischen Land bezahlen immer mehr Menschen mit der Kreditkarte oder dem Smartphone. Mittlerweile gibt es in Schweden Banken, die nur noch in einem Teil ihrer Filialen Bargeld vorhalten. In wenigen Jahren könnten die Schweden bereits ohne Papiergeld und Münzen auskommen, wenn der Verlauf der Geschichte der bargeldlosen Zahlungsmittel weiter den Gang der Gegenwart nimmt.
Kampf gegen Kriminalität und Schattenwirtschaft
Die Argumente gegen das Bargeld und für den rein elektronischen Zahlungsverkehr sind immer die gleichen: Der Kampf gegen Kriminalität und Schattenwirtschaft, der durch die Abschaffung des Bargelds weit erfolgreicher verlaufen könnte. Meinen zumindest die Befürworter des rein bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Die Kritiker werfen hier gerne ein: Aber die Möglichkeiten der Kriminellen sind heute so vielfältig, dass diese dann bargeldlose Wege für sich nutzen würden, wie das Versenden so genannter Phishingmails, um Bankdaten und Kreditkartendaten abzugreifen.
Kriminalität und auch Schattenwirtschaft werden sich immer nur zu einem Teil eindämmen lassen, wenn genügend kriminelle Energie vorhanden ist, werden sich diejenigen neue Wege und neue Möglichkeiten suchen. Zudem sollte nicht vergessen werden: Die für das kontaktlose Bezahlen genutzte NFC-Technologie, der Nahfunk, ist nach wie vor nicht unumstritten in Sachen Sicherheit!
Geld horten wegen mangelndem Vertrauen zu Banken und Behörden?
Es gibt mehrere Gründe, welche für die Abschaffung des Bargelds sprechen. Doch wie sieht es mit den Argumenten für das Bargeld und gegen den bargeldlosen Zahlungsverkehr aus? Nicht nur in Deutschland ist es beliebt, wird von den Bundesbürgern jedoch besonders rege durchgeführt: Das Horten von Bargeld.
Statt das Geld, das auf die hohe Kante gelegt werden soll, auf die Bank zu bringen, wird es zuhause unter die Matratze oder in den Kleiderschrank gelegt. In der Annahme, dort sei es sicherer vor dem Zugriff der Behörden und sicherer als auf einer Bank. Diese Annahmen können trügerisch sein, im Falle einer Währungsreform, vor der viele Deutsche im Rahmen der Eurokrise Angst haben, ist das gehortete Bargeld sowieso nicht mehr viel wert. Im Falle eines Diebstahls oder von Zerstörung wird von der Hausratversicherung nur ein Teil des Verlustes ersetzt, je mehr Geld jemand zu Hause hortet, desto unsicherer ist es dort.
Die Sache mit dem 500 Euro-Schein
Besonders beliebt, bei Kriminelle wie bei Bürgern, die ihr Geld zuhause oder im Bankschließfach horten, sind die 500 Euro-Scheine. Die großen Scheine, die im normalen Zahlungsverkehr so gut wie unsichtbar sind und vielerorts auch nicht genutzt werden können, eignen sich hervorragend dafür, viel Geld in einem einzigen Schein zurücklegen zu können.
30 Prozent des Wertes der in der ganzen Welt im Umlauf befindlichen Banknoten aus Ländern der Euro-Zone entfallen auf 500 Euro-Scheine, was einem Wert von 294 Milliarden Euro entspricht. Nur kaum jemand bekommt diese großen Scheine zu sehen, da sie mit Vorliebe bei kriminellen Geschäften und zum Horten von Geld genutzt werden. Zwischenzeitlich gab es sogar Forderungen, den 500 Euro-Schein abzuschaffen, um die Kriminalität einzudämmen. Dazu müssten jedoch erst die Umlauf befindlichen Scheine dieses Wertes zur Europäischen Zentralbank zurückkommen, um dort entwertet und dann vernichtet zu werden. Da dies kaum möglich sein wird, fordern viele Ökonomen gleich die komplette Abschaffung des Bargelds.
Die zweite Seite der Medaille
Eine Medaille hat nie nur eine Seite, sondern immer zwei. Dies ist beim reinen bargeldlosen Zahlungsverkehr und der geforderten Bargeldabschaffung nicht anders. Wer hier die Oberhand hat über die bargeldlosen Zahlungen, der kann den Zugang zu diesen Möglichkeiten letztlich manipulieren und bestimmte Bevölkerungsgruppen ganz vom Zahlungsverkehr ausschließen.
In einer Welt ohne Bargeld kann nur der bezahlen, der auch die Möglichkeit bekommt, am elektronischen Zahlungsverkehr teilzunehmen. Sperrt eine Bank dann aus verschiedenen Gründen das Konto und/oder die Kreditkarte oder den Zugang zum Wallet, der elektronischen Geldbörse, wird einem Bürger damit die Fähigkeit zum Bezahlen und zum Kaufen und Verkaufen genommen. Dieses Thema wird damit weiter ein heikles Thema bleiben, bei dem immer beide Seiten der Medaille betrachtet werden sollten und nicht nur eine.
Deutliche Worte eines Bargeld-Gegners
In einem aktuellen Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ wird Kenneth Rogoff von der Harvard University mit klaren Worten zitiert, die Strafgebühren auf die Ersparnisse der Bürger fordern, damit das Bargeld ganz abgeschafft werden kann. Rogoff: „Negative Zinsen mögen manchen Leuten als barbarisch erscheinen. Doch sie sind nicht barbarischer als die Inflation, die die reale Kaufkraft von Geldvermögen ganz ähnlich aushöhlt.“
Deutliche Worte eines Wissenschaftlers, der das Bargeld für unzeitgemäß und eine Abschaffung des Bargelds für unerlässlich hält. Doch es sind keine guten Worte, die der Ökonom hier findet, beraubt er den Bürger damit doch der selbständigen und freien Entscheidung, was dieser mit seinem eigenen Geld anfangen will.