Wer wird dafür zahlen müssen, dass die Banken inzwischen einen Strafzins für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen müssen? Die Banken? Sicher nicht. Draufzahlen wird der Kunde müssen, die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Und während die Kreditwirtschaft betont, dass der Kunde nicht dafür aufkommen wird müssen, sind sowohl Verbraucherschützer wie auch Finanzberater anderer Ansicht, wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet.
Wer muss draufzahlen: Sparer oder Kreditnehmer?
Irgendeiner wird dafür bezahlen müssen, dass die EZB jetzt negative Einlagenzinsen verlangt von den Banken. Wer das sein wird, dies wird sich zeigen müssen. Wer wird draufzahlen müssen dabei, der Sparer, der niedrigere Sparzinsen oder gar negative Sparzinsen erhält? Der Bankkunde, dessen Girokonto plötzlich teurer werden wird? Oder der Kreditnehmer, der in Zeiten niedriger Kreditzinsen plötzlich höhere Zinsen für einen Ratenkredit bezahlen muss?
Bislang hat sich nur wenig getan, einige Banken haben an den Zinsen für ihre Festgeldkonten geschraubt, mitunter ging es auch nach unten mit den Tagesgeldzinsen. Doch so richtig in Gang gekommen ist das Ganze noch nicht. NOCH nicht wohlgemerkt. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Banken erst ein wenig Zeit ins Land ziehen lassen, bevor sie die richtige Keule rausholen werden.
Höhere Kosten für das Girokonto
Bereits in den vergangenen Monaten hat sich ein Trend gezeigt, der nicht gerade erfreulich ist für Deutschlands Bankkunden. Immer mehr Banken haben an den Kosten für ihr Girokonto geschraubt, und das bislang kostenlose Girokonto aus dem Preisverzeichnis gestrichen und berechnen mittlerweile eine monatliche oder vierteljährliche Kontoführungsgebühr.
Nun ist nicht unbedingt flächendeckend mit der Abschaffung des kostenlosen Girokontos zu rechnen, dafür ist der Konkurrenzdruck untereinander inzwischen zu groß. Doch die Banken könnten durchaus dazu übergehen, vermehrt vom bedingungslos kostenlosen Konto zum Girokonto überzugehen, dass nur bei einem bestimmten monatlichen Geldeingang kostenlos ist.
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Und auch bei den Dispokrediten sind Änderungen zu erwarten, bzw. das Ausbleiben von Zinssenkungen. So wird möglicherweise die eine oder andere Bank entweder den Dispozinsen erhöhen, oder aber eine geplante Zinssenkung dann eben doch nicht durchführen. Auch hier haben die Banken einige Möglichkeiten, indirekt den Strafzins an ihre Kunden weiter zu geben.
Höhere Zinsen für Kredite
Steigen nun die Zinsen für Ratenkredite an? Dies ist durchaus möglich, bereits in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass nicht jede Bank dem niedrigen Leitzins folgt und die Kreditzinsen senkt, sondern sie zum Teil wieder erhöht hat.
Nach den Einführung des Strafzinses könnte dies durchaus Schule machen und die Zinsen für Verbraucherkredite wie auch für Unternehmenskredite könnten steigen. Zwar möglicherweise nicht für jeden Kreditnehmer gleichermaßen, es bleibt jedoch zu vermuten, dass die Banken an den eigenen Bonitätskriterien schrauben und diese enger fassen wie bisher.
Dies könnte bedeuten, dass jemand, der bis vor kurzem einen halbwegs günstigen Ratenkredit erhalten hätte, ein wenig mehr zahlen muss für seinen Kredit, obwohl sich an seiner Bonität selbst nichts geändert hat. Aber auch hier wird sich zeigen müssen, wann und wo die Banken den jeweiligen Rotstift ansetzen und damit indirekt den negativen Einlagenzins an ihre Kunden weitergeben.
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Kommen die negativen Sparzinsen?
Der „Focus“ zitiert im bereits oben genannten Artikel den BVR, den Dachverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Dieser machte deutlich: „Für die deutschen Sparer ist mit negativen Zinsen im Kundengeschäft nicht zu rechnen.“ Und auch der Bundesverband deutscher Banken, BdB, wie auch der DSGV, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, rechnet nicht mit einer Weitergabe des Strafzinsen als negative Sparzinsen an die Kunden.
Doch ist es wirklich so einfach? Oder bedeutet dies schlichtweg einfach nur eines: Eine flächendeckende Einführung eines negativen Einlagenzins für Bankkunden wird es nicht geben, aber hie und da wird das eine oder andere Geldinstitut die Sparzinsen durchaus ins Negative schrauben?
Die Banken und Sparkassen in Deutschland sind ja immer recht schnell mit solchen Aussagen. Wahrscheinlich auch, um eine gute Miene zum wohl bald kommenden bösen Spiel zu machen. Denn ob Sparzinsen nun ins nominale Negative gesetzt werden, oder noch weiter in eine negative Realverzinsung rutschen, weil sie deutlich unter der Inflationsrate liegen, macht irgendwann auch keinen großen Unterschied mehr.
Was hilft gegen die Willkür der Banken?
In Deutschland hat man irgendwie immer wieder das Gefühl, die Bürger ergeben sich hilflos der vermeintlichen Vormachtstellung der Banken und Sparkassen, anstatt auf Gegenwehr zu gehen. Dies bedeutet nicht, dass jetzt jeder mit seiner Bank oder Sparkasse in einen Disput treten sollte. Doch der Verbraucher hat mehr Macht, als er denkt, und diese sollte auch nun zum Tragen kommen.
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Dies bedeutet: Ändern sich die Konditionen bei der eigenen Bank zum Schlechten, sei es nun beim Dispokredit, beim Ratenkredit oder beim Sparkonto, dann sollte man dort vielleicht nicht unbedingt ausharren, bis die Zeiten besser werden. Sondern sich eine neue Bank suchen, die bessere Konditionen bietet, beispielsweise ein wirklich kostenloses Girokonto und nicht nur eines, das nur unter Bedingungen keine Kontoführungsgebühren kosten. Einen Ratenkredit, der weniger teuer ist wie bei der bisherigen Hausbank. Und ein Sparkonto, ein Festgeldkonto und / ein Tagesgeldkonto, bei dem es trotz der Niedrigzinsphase gute Zinskonditionen gibt. Ohne dass der Strafzins spürbar weitergereicht wird von der jeweiligen Bank.
Auch wenn die Bundesbürger es oft nicht glauben wollen, so hat doch letztlich der Kunde das Sagen. Indem er es sich von den Banken und Sparkassen nicht bieten lässt, dass sie offene oder verdeckte Maßnahmen ergreifen, um den negativen Einlagenzins an ihre Kunden weiter zu geben. Sondern sich stattdessen nach einem neuen Geldinstitut umsieht, dass bessere Konditionen bietet und zugleich transparenter vorgeht bei solchen Geschichten und nicht hintenrum höhere Kosten aufschlägt, um selbst aus dem Schneider zu sein.