Gesetz gegen Dauernutzung des Dispokredits?

Der Dispokredit gehört zum Girokonto meist dazu und wird von den Bundesbürgern auch rege genutzt. Doch die hohen Dispozinsen erhitzen immer wieder aufs Neue die Gemüter, und sind für viele Verbraucher zugleich der erste Schritt in die Schuldenfalle – und führen damit eines Tages von der Verschuldung in die Überschuldung. In einem aktuellen Interview mit der „BILD“ fordert der Chef der Commerzbank, Martin Blessing, ein Gesetz gegen Dispo-Dauernutzer.

66 Cent am Tag für 2.000 Euro Dispokredit

11,9 Prozent p.a. verlangt die Commerzbank an Zinsen für ihren Dispokredit, und berechnet damit laut Blessing 66 Cent am Tag für 2.000 Euro Dispokredit. Dies sieht zwar auf den ersten Blick recht wenig aus, wer diese 66 Cent jedoch auf den Monat hochrechnet, 30 x 0,66 Euro, der kommt gleich auf einen Betrag von 19,80 Euro. Und dies ist nicht gerade eine kleine Hausnummer. Wird der hohe Dispozinssatz dann auf das ganze Jahr gerechnet: 365 x 0,66 Euro, dann kommt dabei eine richtig hohe Summe heraus: 240,90 Euro.

Und das ist dann plötzlich alles andere als wenig in Sachen Zinsen für den Dispokredit. Die Zinsen sind laut Blessing so hoch, damit die Kunden den Dispokredit nicht langfristig überziehen. Und dennoch tun viele Girokonto-Inhaber genau das: das Überziehen des Girokontos ist bei ihnen zum Dauerzustand geworden.

Blessing fordert Dispo-Nutzungsbremse

Der Commerzbank-Chef macht im Interview deutlich, warum der Dispozinssatz immer noch so hoch ist, trotz eines niedrigen Leitzinssatzes: „2000 Euro Dispo kosten bei uns 66 Cent pro Tag. Der Dispo ist nur dafür da, kurzfristige Kontoüberziehungen zu ermöglichen. Für die Bank ist die Bereitstellung eines solchen Dispo-Kredites ziemlich teuer, das liegt an den höheren Kosten für Verwaltung und Ausfallrisiken. Aber niemand sollte dauerhaft im Dispo sein. Es gibt günstigere Kredite. Ich finde deshalb ein Gesetz gegen das dauerhafte Nutzen des Dispo-Kredits sinnvoll, quasi eine Dispo-Nutzungsbremse.“

Günstige Alternative zum Dispo-Kredit: Der Rahmenkredit

Blessing will dafür einen automatischen Hinweis per Email oder SMS von der Bank in Richtung Kunden, um dann mit diesen über „günstigere Kredite“ zu reden, so der Commerzbank-Chef zur „BILD“. Doch wie der Interviewer dann auch anmerkt: „Warum verschicken Sie solche Hinweise nicht jetzt schon freiwillig?“, weicht Blessing aus und verweist darauf, dass heutzutage die „Information oft über den Berater“ läuft und man zudem „nicht von allen Kunden eine E-Mail-Adresse oder Mobilnummer“ habe.

Forderung nach Gesetz nur reine Werbemaßnahme?

Irgendwie können wir über das, was der gute Martin Blessing da so ablässt einfach nur den Kopf schütteln. Für uns klingt die ganze Forderung nach einem Gesetz gegen Dispo-Dauernutzung einfach nur nach einer Werbemaßnahme. Und wirklich Ahnung scheint der gute Mann auch nicht zu haben, verweist er im Interview doch darauf, dass es in Deutschland seit fast 20 Jahren das sogenannte „Girokonto für jedermann““ geben würde.

Sorry, Herr Blessing, DAS stimmt so nicht. Es gibt hierzulande zwar eine Selbstverpflichtung der Banken und Sparkassen, die mitunter jedoch gerne von den Geldinstituten umgangen wird. Ein wirkliches „Girokonto für Jedermann“ ist bislang nicht eingeführt hierzulande, da der Gesetzgeber bisher nicht in der Lage war, egal unter welcher Regierung, sich mit einem solchen Konto gegen die Lobby der Kreditinstitute zu stellen.

Girokonten mit Dispokrediten ab 7,50 Prozent

Das „Girokonto für Jedermann“ wird nun jedoch per EU-Richtlinie kommen, und damit auch in Deutschland. Und die Banken hierzulande werden sich dieser Richtlinie fügen müssen, ob es ihnen passt oder nicht. Dann gilt der Verweis nicht mehr auf diese kaum Bedeutung habende Selbstverpflichtung der Banken, da dieser dann endgültig nichts mehr wert sein wird.