Früher gehörte es zum normalen Alltag in Deutschland, bei der Bank, bei der man sein Girokonto führte, auch gleich noch ein Sparbuch zu haben. Das war praktisch, da man so für seine Bankgeschäfte nur zu einer Bank musste und die Mitarbeiter seiner Hausbank im Laufe der Jahre auch kannte. Dies baute eine Vertrauensbasis auf, die unerschütterlich schien – bis immer deutlicher wurde: die Banken von heute haben mit den Instituten von früher kaum mehr etwas gemein. Da geht es um Provisionen und Prämien für die Berater, um Bonuszahlungen und der kleine Privatkunde spielt längst kaum mehr eine Rolle, es sei denn, als Zahlemann. Deshalb stellt sich immer wieder die Frage, ob es wirklich noch Sinn macht, Girokonto und Sparkonten bei einer Bank zu führen, oder ob das frühere Hausbank-Modell nicht längst ausgedient hat.
Was für eine Aufteilung der Konten auf verschiedene Banken spricht, ist vor allem eines: das Rausholen der möglichst besten Konditionen für das eigene Geld. So mag die eine Bank zwar für ein Girokonto sehr gute Bedingungen haben, aber bei den Sparzinsen treten den Sparern dann regelrecht die Tränen in die Augen, wenn sie an den Zinsverlust denken. Deshalb sollten sich auch die Verbraucher, die schon sehr lange bei ihrer Filialbank sind, nicht scheuen, sich gerade hinsichtlich von Spareinlagen, sei es Sparbuch, sei es Tagesgeld oder sei es Festgeld, nach besser verzinsten Angeboten umzusehen.
Hierbei sind es vor allem die Direktbanken, die punkten können. Mit höheren Zinsen für ihre Spareinlagen, ohne deshalb weniger gut zu sein. Gerade bei solchen Anlageprodukten wie Festgeldkonten oder Tagesgeldern spielt es heutzutage keine Rolle mehr, wo die Bank ihren Sitz hat. Da das Geld von solchen Konten sowieso nicht direkt abgehoben werden kann, sondern beim Tagesgeldkonto auf das Girokonto fließt und beim Festgeld erst auf das Verrechnungskonto und dann auf das Girokonto, kann dies bei einer Bank irgendwo anders in Europa angelegt werden und bringt dort oftmals deutlich höhere Zinsen als bei der Filialbank um die Ecke.
Sich deshalb für alle Zeiten auf ein und dieselbe Bank festzulegen, und dort unbedingt all seine Konten und all seine Finanzprodukte führen zu wollen, sei es Girokonto und Sparkonten, sei es ein Wertpapierdepot oder eine Kreditkarte, kann unter dem Strich recht teuer werden. Zwar mag das Girokonto selbst ja vielleicht noch kostenlos sein, wenn auch möglicherweise nur unter Bedingungen, aber gerade bei den Spareinlagen bieten die Direktbank oftmals deutlich bessere Verzinsungen an, bei den Depots gibt es bei anderen Anbietern oft mehr Optionen und gerade bei Kreditkarten gibt es bei der einen oder anderen Bank Konditionen, die sich bei der Hausbank nicht finden lassen.
Der mündige Bankkunde ist deshalb der, welcher sich umsieht, bei verschiedenen Banken und dies auch für jedes Finanzprodukt, das er benötigt bzw. will, einen neuen Vergleich durchführt. Alles aus einer Hand, dies ist in den Zeiten der Direktbanken nicht mehr nötig, durch das Internet können Entfernungen überbrückt werden, die weit größer sind als nur der Weg bis zum nächsten Geldautomaten. Dies sollte man sich zu Eigen machen und sich nicht mehr nur aus verschämter „Dankbarkeit“ für seine Hausbank bessere Konditionen bei anderen Banken entgehen lassen.